Motorsport, Umwelschutz und KERS
Die Frage sei erlaubt: Wie passt die aktuelle, kämpferische Diskussion über die umweltfreundliche Zukunft des Automobils eigentlich mit Motorsport zusammen? Um ehrlich zu sein: Mich wundert es, warum bislang noch kein militanter Grünenpolitiker auf die Idee kam, Autorennen in Deutschland verbieten zu wollen. Dabei darf nicht übersehen werden, dass der Motorsport viel Positives für die umweltfreundliche Weiterentwicklung von Serienfahrzeugen liefern kann bzw. bereits liefert.

Der Zusammenhang „leichteres Fahrzeug braucht für gleiche Fahrleistungen einen kleineren Motor, dadurch weniger Verbrauch und geringere CO2-Emissionen“ ist gewiss nicht neu – leider wird im Serienautomobilbau jedoch noch viel zu wenig aktiver Leichtbau betrieben! Ein Golf V GTI hat ein Leergewicht von 1450 kg, ein Mercedes SL 500 wiegt satte 2 Tonnen – hier ist durch den Einsatz von rennsporterprobten Materialien und den Verzicht auf elektronischen Schnick-Schnack Einsparpotenzial vorhanden. Motto: weniger ist sportlicher und umweltfreundlicher!

Eine wichtige Vorreiterrolle nimmt der Motorsport bei der Erprobung alternativer Kraftstoffe ein. Indycars in den USA sind schon eine ganze Weile mit Alkoholkraftstoffen unterwegs und auch in Europa gibt es innovative Konzepte: Ford hat für die schwedische Rallyemeisterschaft einen mit Bioethanol E85 betankten Gruppe N-Ford Fiesta entwickelt, über Einsätze im Rahmen der Rallyeweltmeisterschaft wird diskutiert. In der österreichischen Rallyemeisterschaft wird erfolgreich ein von Erdgas CNG angetriebener Mitsubishi Lancer getestet.

Die Formel 1-Teams arbeiten momentan an einer technischen Errungenschaft, die nicht nur den Motorsport, sondern auch die Fertigung von Serienfahrzeugen nachhaltig beeinflussen könnte: KERS (kinetic energy recovery systems). Dabei wird beim Bremsen Energie aktiv rückgewonnen und gespeichert, die dann bei Überholvorgängen kurzzeitig zusätzlich zur Verfügung steht. Zwischenfälle bei Sauber-BMW und Red Bull haben gezeigt, dass die Entwicklung von KERS durchaus eine technische Herausforderung darstellt – in der Formel 1 muss aber auch die gelöst werden, ab der Saison 2009 soll KERS Element der Formel 1 sein. Luca Marmorini, Chef der Motorenabteilung von Toyota F1, hält fest, dass KERS im Rennwagen und KERS im Serienfahrzeug nicht unmittelbar zu vergleichen sind. Trotzdem sollte ein flächendeckender Einsatz in der Formel 1 der Entwicklung und Akzeptanz von KERS zusätzlich Antrieb geben.
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